Raus aus Uruguay, rein nach Brasilien – die Zollabfertigung von Chuy (Uruguay) nach Chui (Brasilien) bestand nur aus einem zügigen „Just go!“, Auto und Inhalt wollte keiner sehen. Na gut, soll uns recht sein, um so schneller geht’s weiter.

Unser Wochenziel heißt Iguazú, und um dorthin zu gelangen, machen wir einen kleinen Abstecher nach Brasilien. Und das ist wirklich nur ein kleiner Abstecher: der südliche Bundesstaat Rio Grande do Sul, den wir durchkreuzen, ist so groß wie die alte Bundesrepublik Deutschland – und das ist einer der kleinen Bundesstaaten Brasiliens und es gibt 26 davon. Wahnsinnig riesig!

Hier im Süden fahren wir durch extrem grüne Landschaften, tropischen Regenwald, Sumpflandschaften und Dünen. Und vor allem fahren wir viel Piste – auf unseren Karten ist nie so richtig ersichtlich, ob die folgende Straße gut asphaltiert, mit Schlaglöchern gespickt oder einfach eine Sandpiste ist. Den Bus rütteln wir gleich mal ordentlich durch – aber er bringt uns anstandslos über jeden Stein und nervigen Speed-Bumper (mal abgesehen von zwei kleinen Wasserrohrbrüchen…)!

Die ersten Nächte verbringen wir einsam am Strand, Aufwachen mit Meerblick und drei Meter entfernten Wellen… so haben wir uns das vorgestellt! Genauso im Nationalpark der grünen Canyons der Serra Geral. Dort kommen wir erst nach den Öffnungszeiten an, der freundliche Park Ranger lässt uns aber noch zum Übernachten rein, und so sind wir morgens die ersten und einzigen Besucher des Parks.

Dieser Nationalpark beherbergt den „grünen Grand Canyon Brasiliens“. Die Anfahrt ist wunderschön, es geht über Schotter-/Steinpiste, durch Regenwald, über Moorgebiete und Hochebenen. Der Park selbst ist touristisch nicht erschlossen, es gibt nur einen bewachten Eingang und ein paar grob ausgeschilderte Trails.

Die Premiere im Sandschaufeln haben wir auch bereits erfolgreich gemeistert: in einer Nacht am Strand überrascht uns ein ordentliches Gewitter, der Ox steht am nächsten Morgen eingesunken im matschigen Sand. Da hilft nur Schaufeln und der erste Einsatz der Sandbleche. Funktioniert super, da soll nochmal einer sagen, die Dinger wären „nur für die Optik, braucht man eh nicht“!

Regen haben wir in den letzten Tagen gerade eh sehr viel, und wenn, dann immer gleich in Form von Starkregen und Gewitter. Kein Wunder, irgendwo muss das viele Grün ja herkommen. Das Wetter scheint hier auch sehr vom El Niño beeinflusst zu sein, der soll 2015/2016 leider die stärkste Ausprägung seit langem haben. Die Flüsse hier haben fast Höchststand, wir werden in den nächsten Wochen mal ein wenig Wettervorhersagen beobachten, angeblich hat Peru bereits wegen Überschwemmungen den Gesundheitsnotstand ausrufen müssen, aber da sind wir ja zum Glück noch ein großes Stück weit entfernt.

Wenn es zu regnen aufhört, wird’s sofort brutal heiß – bei 35 Grad kommen wir da gerade gar nicht dazu, in Weihnachtsstimmung zu verfallen.

Nach ein paar Tagen an Brasiliens Stränden, Sümpfen und Weidelandschaften sind wir nun Richtung Iguazú abgebogen – auf zu den Wasserfällen!

Auf dem Weg dorthin wollten wir uns einen Einreisestempel von Paraguay holen, die Iguazú-Region liegt im Dreiländereck Paraguay, Brasilien und Argentinien. Da haben wir aber wohl einen schlechten Zeitpunkt erwischt, das Verkehrschaos am Grenzübergang bei gefühlten 40 Grad ist unüberschaubar, der Fahrzeugkontrolleur winkt uns zwar augenzwinkernd durch (Frau am Steuer ;-)), aber danach gibt es keine Chance, bei vier chaotisch vollen Fahrspuren zur Immigration rechts ranzufahren… also einfach weiter ohne Stempel… Für Paraguay hatten wir vorher einen Tipp für eine schöne Campingmöglichkeit in einem Naturreservat bekommen, da wollen wir hin. Dafür sollte man sich allerdings vorher eine schriftliche Genehmigung in irgendeinem Visitor Center besorgen, die Guards dort sind sich aber wohl nicht einig, ob und wie diese Genehmigung existiert – Fazit: wir fahren ein wenig zwischen den Sicherheitsposten des Naturreservats hin- und her, bekommen natürlich keine Genehmigung, und fühlen uns in der ungemütlichen paraguayischen Grenzstadt nicht wohl genug, um hier irgendwo zwischen Häusern zu campen. Mittlerweile dämmert es und so machen wir uns kurzerhand wieder auf den Weg zurück zur Grenze – spannend, ohne einen gültigen Einreisestempel… zum Glück herrscht dasselbe Chaos wie vorher und wir rutschen unbemerkt ohne Kontrolle wieder durch – Glück gehabt! Das war also unser Ausflug nach Paraguay – um es nochmal zu betonen: wir WAREN immerhin in Paraguay!

Zurück auf der brasilianischen Seite in Foz do Iguazú fahren wir dann schnurstracks mal einen Campingplatz an und gönnen uns ein paar brasilianische Caipirinhas. Wir brauchen hier einen Tag, um auszuschlafen, zu Wäsche zu waschen und ein paar Schrauben nachzuziehen, bevor wir uns dann die Nationalparks der Iguazú-Fälle ansehen werden.